von Britta London
„Kannst du einen Artikel zur Integration unserer ukrainischen Schüler schreiben?“ wurde ich gefragt und habe schnell zugestimmt. Aber was schreibt man denn dazu wohl alles auf? Wieviel kann man zur Integration nach so kurzer Zeit überhaupt schon sagen? Das Wort Integration selbst klingt sperrig und angesichts der schlimmen Ereignisse in der Ukraine so sachlich und kühl. Und dabei ist es ein so wichtiges und herausforderndes Thema, von dem so viel abhängt - schließlich geht es um junge Menschen, die in den letzten Monaten sehr viel durchmachen mussten.
Was ist Integration eigentlich? Das Wort stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „[Wieder-] Herstellung einer Einheit“ oder aber „Einbeziehung in ein größeres Ganzes“. Um es einfacher zu sagen: Integration „ bedeutet, dass jemand dazugehört und sich damit auskennt.“ (Kinderlexikon https://klexikon.zum.de/wiki/Integration, 19.04.22.)
Damit jemand aber zu einem größeren Ganzen gehören kann, muss er zunächst einmal die gleiche Sprache sprechen, muss verstehen lernen, warum die Menschen auf bestimmte Dinge Wert legen, die einem selbst vielleicht unwichtig oder unbekannt sind. Deswegen lernen unsere neuen Schüler:innen zuerst sehr viel Deutsch, um mit euch ins Gespräch kommen zu können, um uns besser zu verstehen. Dies tun sie zum einen sehr fleißig im DaZ-Unterricht, zum anderen aber im Gespräch mit euch, mit ihren Klassenkamerad:innen und Pat:innen. Man möchte sich gerne so viel erzählen und ringt um Worte. Das ist zunächst unangenehm und müßig, führt aber dazu, dass neue Vokabeln und Wortkombinationen besser abgespeichert werden, besser noch als es durch einsames Vokabellernen möglich wäre.
Deswegen gilt euch allen, die ihr den ukrainischen Schüler:innen Dinge ins Russische übersetzt, euch mit „Händen und Füßen“ verständigt , Dinge malend erklärt und sogar versucht, euch mit Englisch zu behelfen, EIN HERZLICHES DANKESCHÖN – ihr seid wirklich großartig!
Auch in der Vergangenheit habt ihr immer wieder bewiesen, dass Integration eben nicht nur Teil unseres Schulnamens ist, sondern ihr habt Jungen und Mädchen aus unterschiedlichen Teilen der Welt immer wieder in eure Mitte auf- und „an die Hand genommen“, damit auch sie ein Teil unserer IGS-Gemeinschaft werden konnten, habt ihre Sprache und ihr Sprachverständnis verbessert und erweitert und dazu beigetragen, dass unsere Schule ein schöner Ort für die allermeisten Schüler:innen ist.
Die ukrainischen Schüler kommen langsam bei uns an. Und wenn auch noch unklar ist, wohin einige nach den Sommerferien gehen und wie lange sie bei uns bleiben müssen bzw. dürfen, ist wenigstens gewiss, dass sie bei uns in Sprendlingen mit offenen Armen empfangen wurden und werden und dass unsere Schülerschaft mit viel Engagement und Herz an der Integration arbeitet.
Viele neue Mitschüler müssen sich Sorgen um geliebte Menschen machen, die immer noch in der Ukraine sind. Das ist gerade für Kinder und Jugendliche schier unerträglich und sehr belastend. Um so beeindruckender ist daher, dass sie oft ein Lächeln auf dem Gesicht tragen. Das zeigt, dass sie sich auch recht wohl bei uns fühlen, was zu einem großen Anteil euch allen und euren wunderbaren Ideen zu verdanken ist.
So kann ich also zusammenfassen: wir wachsen zunehmend zusammen und die ukrainischen Schüler:innen werden bald schlicht und ergreifend Schüler der IGS Gerhard Ertl sein und wie selbstverständlich zu unsrer Gemeinschaft gehören – davon bin ich fest überzeugt!