von K.Diehl-Knieriemen
"Prävenire" kommt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt „zuvorkommen“ oder auch „verhüten“. Und genau darum geht es beim Präventionstag der IGS Gerhard Ertl, der eigentlich jährlich stattfindet. Wie so Vieles ruhte dieser besondere Tag in den letzten beiden Jahren coronabedingt. Doch zur Freude des neuen Organisationsteams, bestehend aus Frau Schweigert, Frau Höhr, Frau Kollas, Frau Nett, Frau Prigge und Herrn Weber konnte der Präventionstag in diesem Jahr ganz normal stattfinden.
Konkret ging es in den höchst unterschiedlichen Altersgruppen (immerhin Klassestufe 5 bis 12) um sehr unterschiedliche Themen und Bereiche, in denen die SchülerInnen sensibilisiert und „vorbereitet“ werden sollten. Durchgeführt wurden die einzelnen Workshops von den Tutoren, aber auch von zahlreichen externen Referenten, die eigens ins hübsche Sprendlingen gereist waren.
Die 5 Klässer, von denen viele erst seit Beginn des letzten Schuljahres Smartphonebesitzer sind, widmeten sich ganz praktisch den Gefahren dieses neuen Mediums. Denn das Klassenchats neben dem Austausch von Witzen und lustigen Videos auch dazu dienen können, andere zu mobben und auszugrenzen, geht in der Euphorie über die Möglichkeiten des Mediums häufig unter. Die SchülerInnen zeigten sich beeindruckt von den Folgen und erarbeiteten gemeinsam mit ihren Tutoren Lösungsmöglichkeiten.
In Klassenstufe 6 ging es - neben der Einführung ins Thema „Was ist Sucht?“ ganz allgemein - konkret um das Thema Spielsucht. Hier wurden die Tutoren von der Suchtberatung des Diakonischen Werks Mainz Bingen unterstützt, die einen Workshop dazu anboten. Auch hier wurden konkrete Fälle besprochen, die die TeilnehmerInnen sichtlich beeindruckte („Der Typ hat echt gar nichts mehr auf die Reihe gebracht, weil er nur noch gespielt hat“) und Chancen diskutiert, wie man den Betroffenen helfen kann.
Vertieft wurde das Thema Sucht in Klassenstufe 7, indem die konkreten Auswirkungen von Alkohol und Nikotin thematisiert wurden. Die SchülerInnen schauten einen Film zum Thema und sprachen anschließend gemeinsam mit den Tutoren über das Gesehene. Das Highlight des Tages war daneben der Besuch des Klarsichtpacours, in dem mithilfe von Brillen und Ohrenschützern versucht wird, die Anzeichen einer Alkoholvergiftung nachzuahmen und gemeinsam die Folgen zu reflektieren.
Klassenstufe 8 beschäftigte sich wieder mit Medien. Sie nahmen an einem sehr „coolen“ Workshop zum Thema Sexting teil und untersuchten daneben „FakeNews“. Begeistert erstellten die SchülerInnen zunächst selbst „FakeNews“ in einem Computerspiel, mit dem Ziel, möglichst viele Follower zu gewinnen. Sandra Öppling, Tutorin der 8a, zeigte sich begeistert über den Elan, den die SchülerInnen hierbei an den Tag legten. Im Anschluss wurde gemeinsam über die Chancen aber auch Gefahren von Fake News reflektiert.
Bei den 9ern war ein Referent des Vereines SichtWaisen e.V. zu Gast. Mehdi Askari hat selbst als Jugendlicher Erfahrungen mit Drogen, Kriminalität und Gewalt gesammelt. Mit 18 verbüßte er eine einjährige Haftstrafe und fasste den Entschluss seine Leben grundlegend zu ändern. Heute studiert er Soziale Arbeit und berichtet Jugendlichen von seinen Erfahrungen. Ziel des Workshops ist es, die schwierigen Situationen wahrzunehmen, in denen man sich als Jugendlicher befindet und sich eben nicht von fehlerhafte Vorstellungen zu falschen Entscheidungen verleiten zu lassen. Ganz bewusst sollen das Leben in Haft und die Mythen von coolem Gangstertum entglorifiziert werden und die Gefahren von Drogenkonsum angesprochen werden. Auch hier fühlten sich die Teilnehmer ernstgenommen und zeigten sich beeindruckt vom Lebensweg des jungen Mannes.
Die Klassenstufe 10 durfte neben einem Workshop zum Thema Stressbewältigung, Yoga und Sport machen und hatte außerdem Referenten des Vereins Schlau e.V. aus Mainz vor Ort, die die SchülerInnen in einem Workshop zu den Themen sexuelle und geschlechtliche Identität und Vielfalt informierten. Auch hier zeigten sich Referenten und Schüler sehr angetan vom gegenseitigen Interesse.
Politisch ging es in der Oberstufe zu: Ganz unterschiedliche Referenten diskutierten mit den SchülerInnen in einzelnen Workshops über unterschiedliche Formen von Extremismus. Dabei ging es neben „klassischen“ politischen Extremismus von Links und Rechts auch um religiösen Extremismus. Eine wichtige Erkenntnis der SchülerInnen hier: Menschen aufgrund ihrer Religion in eine Schublade zu packen, trägt nicht zu einem gelungenen Zusammenleben der Menschen bei. Der Referent für dieses Thema las den Schülern Zitate aus den heiligen Schriften Koran und Bibel vor und bat sie zu raten, aus welchem Buch das Zitat stammt. Überraschend für Viele verfügt auch die Bibel über einige radikale Aussagen. Die im Anschluss geplante Podiumsdiskussion musste krankheitsbedingt leider ausfallen.
Insgesamt zogen die Organisatoren und Teilnehmerinnen ein positives Fazit zum ersten „Sommerpräventionstag“. Es hatte alles geklappt, die SchülerInnen zeigten sich interessiert und offen und die Referenten waren begeistert. Wir freuen uns auf mehr und danken dem Förderverein der IGS Gerhard Ertl herzlich für die finanzielle Unterstützung des Tages! Weitere finanzielle Unterstützung gab es von der Jugendpflege des Landkreises Mainz/Bingen, der LSJV Mainz und Frau Seybold, der Gleichstellungsbeauftragten der Verbandsgemeinde Sprendlingen/Gensingen. Auch diesen sei herzlich für Ihren Beitrag zu einem gelungenen Präventionstag gedankt.