von K. Diehl-Knieriemen
Latein hängt gemeinhin der Ruf an langweilig und staubtrocken zu sein. Stures Büffeln von Grammatik, unzählige unregelmäßigen Formen und die Beschäftigung mit uralten, verstaubten Autoren, die sich in aufgeräumten Legionslagern mit längst vergangenen Problemen herumschlagen und zu unserer komplexen Gegenwart nichts beizutragen haben, so klingen häufig die Vorurteilegegenüber der alten Sprache. Weit gefehlt! Dies konnte man anlässlich der Verleihung des Lateinpreises IV des Landes Rheinland-Pfalz in der schmuck herausgeputzten Mensa (Frau Wenz hatte mit dem 12er Leistungskurs Kunst mehrere antike Bögen gezeichnet und aufgehängt) der IGS Gerhard Ertl lernen.
Dieser Landeswettbewerb findet jährlich kurz nach den schriftlichen Abiturprüfungen in den 13. Klassen an IGSen im ganzen Land statt. Nur an Gesamtschulen, weil nur an dieser Schulform Latein ab der 11. Klasse neu eingeführt und innerhalb von 2,5 Jahren erlernt wird. Auch in diesem Jahr hatten zahlreiche Schulen teilgenommen. Mit ihrem Sieg im letzten Jahr hatten Dana Schoppet und Andreas Spika die Preisverleihung nach Sprendlingen geholt. Zum Festakt in Sprendlingen eingeladen waren allerdings nur die 5 besten Teilnehmer gemeinsam mit ihren Lateinlehrern. Sie alle hatten sich unter der Überschrift: “Unsere Gesellschaft - am Ende oder am Anfang” mit einem Text des antiken Autor Sallust auseinandergesetzt, ihn übersetzt und interpretiert. Im Gegensatz zu diesem zornigen, alten und weißen Mann, betonten die Teilnehmer in ihren Beiträgen allerdings die Chancen von Krise und Demokratie, was die Juroren als Stimme einer politischen Jugend und als ein Signal für Hoffnung hervorhoben. Daneben zog sich durch die ganze Veranstaltung die Idee, dass antiken Autoren und Ideen vielleicht doch aktuell und damit hilfreich für uns heute sind.
Die Veranstaltung begann bereits am Vormittag mit einem Workshop, in dem sich die 5 Sieger unter der Anleitung von Frau Wenz mit der Frage nach der Krise künstlerisch auseinandersetzten. Das Ergebnis wurde am Ende der Veranstaltung vorgestellt. Nach einer gemütlichen Mittagspause mit fantastischem Catering des ESO Kurses von Frau Auerbach und Frau Gaida, begann der Festakt dann mit einem sehr schönen Liedbeitrag der Chor-AG unter der Leitung von Frau Lichter. Die völlig zu Unrecht aufgeregten SchülerInnen sangen dem Anlass angemessen das mittelalterliche “gaudeamus igitur” und danach mehrstimmig und beschwingt “Riptide” von Vance Joy und ernteten begeisterten Applaus.
Moderiert wurde die Veranstaltung – im Übrigen komplett in Latein – von Hans-Joachim Pütz, Vorsitzender des Deutschen Altphilologenverbands Rheinland-Pfalz. In seinem Eröffnungsbeitrag sprach auch er die zahlreichen aktuellen Krisen in unserer Gesellschaft an und machte auf viele Parallelen zur alten Geschichte aufmerksam. Es folgten Grußworte von Herrn Kuhn (ebenfalls teilweise in Latein), Frau Dr. Cathrin Boerckel vom Ministerium für Bildung. Ein besonderes Highlight war der nun folgende Sprendlinger Beitrag zu Veranstaltung: unter der Anleitung ihres Lateinlehrers Herr Spika hatten der Lateinkurs 12 eine Talkshow mit Experten aus Antike und Gegenwart konzipiert, die ebenfalls die Aktualität von antiken Stoffen deutlich machte. Die Schüler präsentierten ihren Beitrag souverän und vor allem Moisés Damas Mascote erntete als köstlicher Sidekick und fantastische Nervensäge viele Lacher.
Danach erfolgte die mit Spannung erwartete Preisvergabe. Als erstes erhielt Darius Schmidt, von der IGS Thaleischweiler-Fröschen den Preis für die beste Übersetzung von Ralf Hoffmann vom Philologenverband. Rudolf Blahnik von der GEW durfte anschließend Navin Fischer von der IGS Rheinzabern den Preis für die beste Interpretation überreichen. Anschließend wurde die Beste Gesamtleitung von Hans-Joachim Pütz in aufsteigender Rangfolge vergeben. Tobias Wiesner vom Ketteler-Kolleg Mainz erhielt den dritten Preis für die Gesamtleistung, Philipp Simon von der IGS Salmtal den zweiten und Angela Sema von der IGS Thaleischweiler-Fröschen den ersten Preis. Folglich hat diese IGS im nächsten Jahr die Ehre die Preisverleihung auszurichten. Wir gratulieren den Siegern und danken allen Mitwirkenden von Herzen. Nach der Stimmung im Saal zu schließen hat die Veranstaltung neue Maßstäbe gesetzt, was uns natürlich sehr freut.