von Daniela Wiesel, Ann-Kathrin Höhr
Am Donnerstag, 19.12.24, hatte Genevieve ihren großen Auftritt vor der Jahrgangsstufe 10 in der kleinen Turnhalle der IGS Gerhard Ertl. Genevieve ist die Tochter von Alfred Ill und Kläri Wäscher, die sich später Claire Zachanassian nennt. Das Theaterstück „GERA(E)CHT?“ des Knirps Theaters basiert auf Dürrenmatts Drama „Der Besuch der alten Dame“ und wird beworben als „heimtückisch-komisch-bösartiges Solo“. Und das war es auch.
Die Schauspielerin Astrid Sacher zog sehr schnell alle Anwesenden in ihren Bann und verkörperte gekonnt alle Rollen vor dem minimalistischen Bühnenbild, das sehr gut zu dem Original passt, in dem die Güllener Bürger selbst auch Bäume darstellen. Das Groteske der Milliardärin war deutlich spürbar, sowie auch ihr Gerechtigkeitssinn, der einem kaltblütigen Rachefeldzug ähnelt. Ill stirbt am Ende aus Fröhlichkeit, die anschließend auch die Güllener leben, denn ihr Städtchen ist mittlerweile keine wirtschaftliche Ruine mehr, sondern ein lebendiger Ort, wenn auch mit käuflicher und morbider Vergangenheit. Seine letzte Ruhestätte findet Ill in Claires Mausoleum, damit er immer in ihrer Nähe bleibt. Schließlich hat Claire den dafür benötigten Sarg vorsätzlich bereits mit in ihre Heimstadt Güllen tragen lassen.
Die Figur Genevieve hat die Schauspielerin gemeinsam mit ihrem Regisseur als aktive Akteurin auf der Bühne zusätzlich zu Dürrenmatts Bühnenfiguren entwickelt, denn im Original stirbt die Tochter von Kläri Wäscher und Alfred Ill mit einem Jahr. Dramaturgisch konnte durch diesen Schachzug die groteske Darstellung der Claire Zachanassian kommentierend unterstützt werden.
Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ ist ein Klassiker der Schullektüre für Lernende der 10. Klassen und hat auch im 21. Jahrhundert mit der Parabel über Geld und Moral nicht an Aktualität verloren.
Die Aufführung fand im Rahmen des Präventionsprojektes „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ mit Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz (lpB) statt. Auch der Förderverein der Schule unterstütze die Theateraufführung, wofür wir uns herzlich bedanken möchten.